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08.12.2017 Bewohnerbeiträge

TOP SE - ich hab coole Schüler - das perfekte Geschenk

Bei unserem ersten Treffen war ich begeistert. Die beiden Schüler sind mit Freude zu mir gekommen. Meine Schüler wollten mich erst einmal kennenlernen, das hab ich auch meiner Chefin in der Werkstätte für Menschen mit Behinderung (WfbM) gesagt. Natürlich habe ich erst mal mit den Schülern gesprochen.

Dann durfte ich eine kleine Führung durch die WfbM machen. Da habe ich ihnen erst etwas über die Wfb erzählt und dann haben wir einige Abteilungen besichtigt.  Mit dem Aufzug fuhren wir in den ersten Stock und haben dort die Buchhandlung besucht. Im Erdgeschoß habe ich ihnen dann die Druckerei gezeigt. Meine Chefin hat an diesem ersten Tag erlaubt, dass die Schüler ein bisschen in meiner Abteilung bleiben können und sie haben mir bei der Arbeit zugesehen. Sie haben sich dafür interessiert, was ich für eine Arbeit mache.  Ich hatte viel Spaß, weil die beiden sehr hilfsbereit sind. Ich war super zufrieden.

Beim zweiten Treffen wollte ich ein paar Kleinigkeiten einkaufen. Wir marschierten zusammen los. Ich in der Mitte einer rechts einer links von mir. Die Schüler haben immer auf mich aufgepasst.

Christian wollte auch mal meine Steuerung probieren und meinen Rollstuhl fahren, damit ich einmal meine Hand ausruhen lassen konnte. Im Laden haben mir die Schüler geholfen und die Sachen, die ich kaufen wollte aus dem Regal geholt. Ich war so begeistert, wie die zwei Schüler sich abgesprochen haben und die Aufgaben unter sich geteilt haben. Wieder zurück im Wohnzentrum sind wir auf mein Zimmer gegangen. Dort haben wir Musik gehört und zusammen eine Apfeltasche gegessen, die wir gekauft hatten.

Beim dritten Treffen kamen Christian und David nach meiner Arbeit in der WfbM. An diesem Abend war Georg bei mir, der mit mir im Gehtrainer übte. Wir haben draußen eine kleine Runde gedreht und dabei haben uns die Schüler begleitet. Ich habe ihnen erklärt, dass das Gehtraining für meinen Körper und die Gesundheit gut ist, damit ich fit bleibe. Ich war sehr erstaunt, wie interessiert meine Schüler an meiner Geschichte waren. Ich finde es gut, dass ich Schüler bekommen habe, damit sie auch lernen, wie man einem Rollstuhlfahrer helfen kann. Nach dem Spaziergang sind wir auf mein Zimmer gegangen. Da haben mich zwei Pfleger erst mal wieder in meinen Rollstuhl gesetzt. Im Zimmer haben wir uns unterhalten. Die Schüler haben mich gefragt wie ich mit meinem Elektrorollstuhl klar komme. Da ich Linkshänder bin, ist meine Steuerung auf der linken Seite. Ich habe ihnen gezeitg, dass ich mit der Steuerung z.B. das Fußbrett anheben kann, oder die Rückenlehne nach hinten kippen oder die Sitzposition verändern kann. Ich kann sogar den kompletten Rollstuhl hochfahren. Das mache ich, wenn ich auf einem Konzert bin, damit ich die Bühne sehen kann.

Als ich zuhause bei meiner Familie war, haben meine Eltern und meine Schwester ganz viele Geschenktüten gepackt. Sie haben mir gezeigt, was sie alles hineintun wollen. Für alle aus dem Wohnzentrum und der Werkstätte die mir helfen und mir am Herzen liegen ist eine Tüte dabei. Dieses Mal waren auch zwei Tüten für meine Schüler dabei. Ich wollte meinen Schülern eine besondere Freude machen und habe für sie dazu noch einen kleinen Brief geschrieben.

Zusammen haben wir beim vierten Treffen mein Zimmer hier im Wohnzentrum dekoriert, wir haben Engelchen an die Fenster gehängt und Teelichter aufgestellt. Anzünden konnten wir die Teelichter nicht, wegen Brandschutz, ich wollte sie einfach nur aufstellen, dass es weihnachtlich aussieht. Meine Schüler haben dann noch meine Pflanzen gegossen. Sie haben meine Bilder von meiner Familie gesehen und gefragt, wer das alles ist. Ich habe ihnen meine Schwester und meine Eltern gezeigt. Sie wollten auch wissen, ob ich schön längere Zeit im Rollstuhl sitze. Ich habe ihnen erklärt, dass ich seit meiner Geburt im Rolli sitze. Dass ich nicht aufgebe und immer positiv nach vorne schaue. Dann musste ich fürs Wochenende noch etwas besorgen und wir gingen zusammen einkaufen. Die restliche Zeit haben wir mit Kartenspielen verbracht. Als ich Abendessen war, wollten die Schüler nicht mit in den Speisesaal. Ich habe dann gesagt, dass sie sich in der Zwischenzeit mein Geschenk anschauen können bis ich zurück bin. Als ich von Speisesaal zurückgekommen bin, haben sie sich bedankt.

Zum Abschluss habe ich noch die Stundenzettel unterschrieben und meine Schüler nach unten begleitet und sie verabschiedet. Ich habe sie gefragt, ob sie es sich vorstellen können nach der Schule wenn sie Zeit haben bei mir ab und zu vorbei zu kommen. Sie meinten, sie kommen bald wieder, wenn sie Zeit haben. Das wäre schön, es wäre ein großes Gechenk für mich.  Der Abschied fiel mir sehr schwer. Die Schüler sind für mich wie meine Brüder geworden.

Euer Alberto

Die beiden Schüler, David und Christian schickten für den Bericht noch ein Foto und schrieben: Beim Eduard Knoll Wohnzentrum hat es uns sehr gefallen, wir hatten sehr viel  Spaß mit Alberto,  wir konnten vieles lernen und erleben wie es ist, in einem Rollstuhl zu sitzen. 

Informationen zum Projekt TOP SE

Das themenorientierte Projekt „Soziales Engagement“ (TOP SE) gehört an der Realschule Krautheim seit 2004 zum Unterrichtsplan. Die ehemalige Bewohnerin des Eduard Knoll Wohnzentrums Evelyn Bulla und eine Religionspädagogin der Realschule entwickelten dieses Projekt. Jeweils zwei Schüler betreuen einen Bewohner. Anfangs verbrachten Schüler und Bewohner gemeinsam 25 Stunden mit unterschiedlichen Aktivitäten, mittlerweile sind die Treffen auf 14 Stunden reduziert. Alle Schüler der Klassen 8 der Realschule absolvierten anfangs die Projektstunden im Eduard Knoll Wohnzentrum. In der Zwischenzeit können die Schüler auch in andere soziale Einrichtungen, wie Kindergärten und Altenheime gehen. Alberto war in diesem Jahr der einzige Bewohner, zu dem 2 Schüler kamen.

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1 Kommentare

R. L. schrieb am 09.12.2017 - 15:43 Uhr

Hallo Alberto, solche Kontakte sollten viel selbstverständlicher werden. Menschen mit und ohne Einschränkungen profitieren von diesen Begegnungen. Sie sind für beide Seiten ein Gewinn. Man tauscht sich aus und man lernt voneinander. Einen sehr guten, informativen Bericht hast du geschrieben. Ich habe ihn gerne gelesen. Hoffentlich werden David und Christian auch weiterhin die Verbindung zu dir Alberto und zum EKW aufrechterhalten. Grüße R. L.


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