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17.07.2020 EKWZ

TOP SE im Coronazeitalter – mal ganz anders

Im Frühjahr dieses Jahres wären die SchülerInnen der 8. Klassen der Realschule Krautheim zu uns in´s Haus gekommen, um die Einrichtung für ein Praktikum im Herbst kennen zu lernen. Doch dann kam uns Corona in die Quere und alles kam ganz anders.

Für die Leser, die sich unter dem TOP SE Projekt noch nichts vorstellen können, haben wir hier einen Link zu einem Rückblick auf die vergangenen Jahre, indem ihr nachlesen könnt, wie sich das Projekt in dieser Zeit verändert hat.

Nach der langjährigen Zusammenarbeit mit Roland Kunzelmann, dem zuständigen Lehrer, nahm Annika Böhrer, seine Nachfolgerin, im Oktober mit uns Kontakt auf, um das bestehende Konzept zu überarbeiten.

Diesbezüglich sammelte das verantwortliche Team des Eduard Knoll Wohnzentrum (EKWZ) Andrea F., Carmen, Johanna und Lisa Ideen. Paralell dazu setzten sich einige Lehrer der Realschule zusammen und entwickelten ebenfalls ein neues Konzept.

Das Ziel dabei war, wieder mehr Austausch zwischen Schülern und Bewohnern zu erreichen und dadurch Berührungsängste abzubauen.

Nach den Herbstferien 2019 setzten wir uns, das EKWZ Team, und Annika Böhrer, zu einem Austausch zusammen. Das Schöne an unserem Treffen war, dass es uns gelungen ist, ein Konzept zu erarbeiten, bei dem wir Vorschläge von allen Beteiligten aufnehmen konnten.

Folgender Ablauf ist entstanden:

Der Einstieg in das Projekt findet in einer Schulstunde statt. Die Schüler werden mit unserem Film „ein Tag im EKWZ“  auf das TOP SE Projekt eingestimmt. Um einen weiteren, näheren Einblick in ein mögliches Praktikum in unserer Einrichtung zu gewähren, berichten zwei SchülerInnen, die schon bei uns waren, von ihrem Praktikum. Im Anschluss haben die SchülerInnen noch die Gelegenheit, sich Fragen für BewohnerInnen zu überlegen. Diese Fragen sollen später in einer weiteren zweiten Stunde beantwortet werden.

Für die zweite Stunde ist dann der Besuch von Carmen und Johanna in den Klassen 8 geplant. Nach einer Vorstellungsrunde soll Carmen die an sie im vorraus gestellten Fragen beantworten. Außerdem erzählt Carmen von ihrem Tagesablauf und wie sie mit ihrer körperlichen Einschränkung klar kommt. Dabei soll sie auch auf Barrieren in ihrem Alltag aufmerksam machen. In diesem Zuge überlegen sich die SchülerInnen, wo bei ihnen zuhause, in der Schule oder in der Freizeit Hindernisse auftreten. Zum Abschluss dieser Schulstunde informieren Carmen und Johanna, was die Jugendlichen im EKWZ erwartet und wie sie die Treffen mit Bewohnern gestalten könnten.

 Anfang Juli wollen wir die Jugendlichen zu uns ins Haus einladen. Dabei sollen sie durch Wettkämpfe einen spielerichen Umgang mit dem Rollstuhl erfahren, aber auch lernen, sich besser in einen Menschen mit Handicap hinein zu versetzen. Das zweite Angebot an diesem Tag ist eine Führung durch unsere Einrichtung in kleinen Gruppen. Um den SchülerInnen und BewohnerInnen einen positiven gemeinsamen Abschluss zu bieten, sind Spaßfotos geplant, die später auch für Berichte in der Zeitung und auf der Homepage der Schule und des EKWZ verwendet werden sollen.

Damit den SchülerInnen das EKWZ noch länger im Gedächtnis bleibt, soll eine Nachbereitung in der Schule stattfinden. Die Jugendlichen berichten von ihrer Einstellung gegenüber Menschen mit Behinderung und wie sie in Zukunft auf diese zugehen möchten. Auch das Thema der Barrierefreiheit soll noch einmal zur Sprache kommen, indem sie Geschäfte und die Umgebung in Krautheim nach Hindernissen für Rollstuhlfahrer durchforsten.

Soweit unsere Vorbereitungen. Zusätzlich gibt es noch einige Ideen für das Unterrichtsfach „Alltagskultur, Ernährung und Soziales (AES)“ wie z.B. dass Schüler und Bewohner gemeinsam Sketche einstudieren oder ein Kunstprojekt gestalten.

So wären die Pläne gewesen - doch dann kam Corona.

Wir mussten uns ein ganz neues Konzept überlegen unter Berücksichtigung der Corona-Maßnahmen. Das Problem war, dass keine großen Menschenansammlungen mehr möglich waren und auch keine Besucher mehr Schulen und Pflegeeinrichtungen betreten durften. Nun musste schnell ein Notfallplan her, denn ganz wollten wir das Projekt nicht unter den Tisch fallen lassen. Das EKWZ Team hatte eine Blitzidee, nämlich einen Film zu drehen. In diesem sollte das, was Carmen den Schülern berichtet hätte, bildlich umgesetzt werden. Nun war der erste Schritt, ein Drehbuch zu schreiben und zu überlegen, wo welche Szenen gedreht werden sollten. Frau Böhrer gab uns eine Filmdauer von 5 Minuten vor.

Ich, Carmen, musste nicht lange überlegen, mich für die Rolle der Hauptdarstellerin zu entscheiden. Trotzdem war es sehr spannend und aufregend für mich, denn es war das erste Mal als Filmemacherin mit allem drum und dran aktiv zu sein. Am Faszinierendsten fand ich das Zusammenschneiden der einzelnen Szenen. Aber auch den Vor- und Abspann mit Bild und Musik zu gestalten hat mir sehr viel Spaß gemacht. Mir war davor nicht bewußt gewesen, wieviel Zeit dies alles in Anspruch nehmen würde.

Innerhalb von drei Wochen war der Film komplett fertig und konnte der Projektleiterin übergeben werden. Weil wir vor Kreativität nur so sprühten, konnten wir die Länge von 5 Minuten nicht einhalten. Es wurde ein Kurzfilm mit etwa 3 Minuten Überlänge.

Jetzt heißt es erst einmal abwarten und Tee trinken. Wir sind gespannt, ob wir in diesem Jahr nach den Herbstferien, auch ohne das persönliche Kennenlernen, viele Schüler bei uns begrüßen können.

Wir freuen uns, wenn im nächsten Jahr der normale, neu geplante Ablauf stattfinden kann.

Carmen und Johanna

PS. Dank der Idee einer ehemaligen Bewohnerin können wir immer wieder mit solchen Aktionen dazu beitragen, Vorurteile und Berührungsängste abzubauen, wenn nicht sogar aufzuheben. Auch für andere Schulen könnte so eine Kooperation Vorbild sein.

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2 Kommentare

Amos schrieb am 18.07.2020 - 07:46 Uhr

Es ist schön wie kreativ im EKWZ gedacht und gehandelt wird. Die Kooperation mit der Schule funktioniert auch in den Coronazeiten. Gute Idee. Ein bisschen überrascht war ich, als ich auf das Bild von Carmens Film klickte, .... kein Film!..., nur Foto? Gerne würde ich mir auch den Film von und mit Carmen/Johanna ansehen. Kommt das noch online?


Thuan-Ngoc Nguyen (Thuần-Ngọc Nguyễn) aus Heilbronn schrieb am 10.08.2020 - 11:54 Uhr

Ein guter Film braucht „…drei Dinge: erstens ein gutes Drehbuch, zweitens ein gutes Drehbuch und drittens ein gutes Drehbuch.“ So sieht es zumindest Alfred Hitchcock, denn das Drehbuch erzählt bereits die gesamte Filmstory. Im Drehbuch steht detailliert, wo und wann etwas passiert, was die Personen einer Geschichte sagen und tun, und wie die Bilder aufeinander folgen. Quelle Angabe: Prof. Dr. Frank Thissen Hochschule der Medien Stuttgart ISBN 978-3-642-17206-9 (eBook)


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