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22.10.2012

Bundesverband kritisiert Kreistag wegen Wortwahl

Behinderte Menschen sind nicht nur Kostenfaktor

Der Bundesverband Selbsthilfe Körperbehinderter und das Eduard-Knoll-Wohnzentrum in Krautheim üben Kritik an der jüngsten Diskussion im Kreistagsausschuss über die Kostensteigerungen der Eingliederungshilfe für Behinderte. Am vergangenen Mittwoch hatte die HZ unter der Überschrift „Ambulant vor stationär“ über die entsprechende Kreistags-Ausschusssitzung berichtet.

Der Bundesverband Selbsthilfe Körperbehinderter (BSK) wies am Rande der Einweihung des neuen Wohnzentrums in Krautheim darauf hin, dass die UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderung im Jahr 2009 von Deutschland ratifiziert worden sei. Sie regelt die vollwertige Anerkennung von Menschen mit Behinderung in der Gesellschaft unter dem Begriff der Inklusion. Barrierefreiheit, selbstbestimmtes Leben, freie Wohnortwahl und gleiche Rechte seien zentrale Punkte der UN-Konvention. „Der Hohenlohekreis wird aufgefordert, einen Aktionsplan zur Umsetzung dieser Rechte zu erstellen. Im Aktionsplan sollen Ziele und Maßnahmen des Hohenlohekreises dargestellt werden, um Menschen mit Behinderung von Anfang an in die Gesellschaft einzubeziehen“, fordert der Bundesverband Selbsthilfe in einer schriftlichen Stellungnahme.

Norman Weyrosta, Geschäftsführer des Eduard-Knoll-Wohnzentrums, sagte: „Wir stehen natürlich auch voll und ganz hinter der Forderung ,ambulant vor stationär’. Allerdings aus einem ganz anderen Verständnis heraus. Ambulant vor stationär heißt für uns, dass niemand gegen seinen Willen in einem Heim wohnen soll.“ Auch die Wortwahl wurde kritisiert, zum Beispiel „Task Force“ (Schnelle Eingreiftruppe), die alle Fälle durchleuchten solle. Die Darstellung behinderter Menschen als Kostenfaktor sei „eine Diskriminierung“. hed

Quelle Hohenloher Zeitung vom 20. Oktober 2012, Henry Doll

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1 Kommentare

Georg Kleiner schrieb am 24.10.2012 - 08:37 Uhr

Wie peinlich: Die Inklusion von Behinderten lediglich als Kostenfaktor zu sehen, ist ein Zeichen von begrenzter Einsicht und die Sprache, in der das Thema gegenüber der Öffentlichkeit behandelt wurde, stellt sich ein "Armutszeugnis" aus. Es darf als Chance für eine menschliche und leistungsfähige Gesellschaft entdeckt werden, wenn sie ein Leben unter Einbeziehung von körperlicher Imperfektheit ermöglicht. Es wäre lohnenswert für den Hohenlohekreis, wenn man sich dieser Aufgabe unter Einbeziehung der lokal präsenten Akteure stellen würde.


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