13.08.2015 Bewohnerbeiträge
Mit dem Bauorden frischer Wind im EKWZ
Hallo, ich bin Carmen und bin Bewohnerin des Eduard Knoll Wohnzentrums. Zur Zeit sind wieder für zwei Wochen 7 junge Menschen vom Bauorden in unserem Haus beschäftigt.
Letzte Woche bin ich mit einer der jungen Leute, mit Nalin, ins Gespräch gekommen. Da Nalin aus der Türkei stammt, konnten wir uns nur auf Englisch verständigen. Dies fand ich mal wieder eine gute Herausforderung. Durch die Gespräche bekomme ich wieder mehr Sicherheit in der Sprache und es macht mir riesigen Spaß endlich wieder jemanden zu haben, mit dem ich mich in einer Fremdsprache unterhalten kann. Durch den Kontakt mit Nalin, kam ich auf die Idee euch die Organisation „Bauorden“
http://www.bauorden.de/ und ihre Leute näher vor zu stellen, so nahm ich mir vor, ein Interview mit ihnen zu machen.
Nach kurzem Suchen traf ich gleich drei der Ehrenamtlichen bei ihrer Arbeit an. Sie waren mit dem Streichen von Türen und dem Restaurieren unserer Bänke beschäftigt.
Meine erste Gesprächspartnerin war Nalin. Sie studiert Jura in der Mittelmeerstadt Mersin und lebt auch dort.
Carmen – Nalin wie kamst du zum Bauorden?
Nalin - Ich wollte unbedingt Deutschland kennenlernen, und beim Bauorden hat man die Gelegenheit, alle 2 Wochen in einen anderen Ort zu reisen.
Carmen – Organisiert der Bauorden die Stationen für euch?
Nalin – Teilweise können wir dies selber entscheiden, aber die Gruppen werden je nach Bedarf auch vom Bauorden zusammengestellt. Bei jedem Einsatz wechseln die Gruppenmitglieder, man trifft also immer wieder neue Leute.
Carmen – Wie ist es für dich, hier auf Menschen mit Handicap zu treffen?
Nalin – Zuerst war es ein bisschen schwierig aber inzwischen kommt es mir so vor, als ob wir uns nicht eine Woche sondern ein ganzes Jahr kennen würden!
Carmen – Wie leben Menschen mit Behinderung in deinem Land?
Nalin – In meinem Land leben die Leute meistens zu Hause und können dadurch gut am Familienleben teilhaben. Gestern fand ich es z. B. schade, dass die Bewohner des Wohnzentrums nicht an unserer Party teilnehmen konnten, weil sie von der Pflege schon so früh ins Bett gebracht wurden.
Nach unserer Tradition leben auch die alten Menschen meistens bei ihrer Familie. Zwar gibt es auch Einrichtungen, die gut sind, aber die sind sehr teuer.
Diese Unterhaltung führte ich in Englisch und um mir eine kleine Erholung zu gönnen, wählte ich als nächstes Rosi aus, die aus Deutschland stammt. Gebürtig kommt sie aus München, wohnt aber jetzt in Volkach und studiert in Würzburg Architektur.
Carmen – Warum bist du zum Bauorden gegangen?
Rosi - Für mein Studium brauche ich 15 Wochen Praktikum auf einer Baustelle, das ist mein Hauptgrund.
Ich bin schon zum zweiten Mal mit dem Bauorden unterwegs und in diese Gruppe kam ich, weil es sehr viele Menschen aus unterschiedlichen Nationen sind, damit ich als Deutsche etwas dolmetschen kann.
Carmen – Finden die Camps nur im Sommer und nur in Deutschland statt?
Rosi – Die meisten Baucamps finden in den Sommersemesterferien statt, es gibt aber auch in den Wintersemesterferien Angebote, die aber nicht so stark genutzt werden. Nicht nur in Deutschland, sondern auch in anderen Ländern gibt es Projekte vom Bauorden.
Carmen – Wärst du auch zum Bauorden gegangen, wenn du es nicht für dein Studium machen müsstest?
Rosi – Ja, auf jeden Fall, es ist immer interessant, man lernt immer neue Leute kennen.
Carmen - Welche Arbeiten müsst ihr machen?
Rosi – Das kommt ganz auf das Projekt an, es sind aber alles soziale Projekte. Letztes Mal haben wir eine alte Scheune restauriert, das war ein Projekt in Quetzdölsdorf im Süden Sachsen-Anhalts zwischen Bitterfeld und Köthen
https://www.landlebenkunstwerk.de/ In diesem Dorf stehen viele Häuser leer, und damit das Dorf nicht ausstirbt, entstand dieses Projekt.
Carmen - Möchtest du uns noch etwas von dir erzählen?
Rosi – Ich finde es gut, dass es bei uns in Deutschland solche Einrichtung wie hier gibt. Ich könnte mir nicht vorstellen mit einer besorgten Mutter zusammen zu leben. Hier hat man seine Unabhängigkeit und Freiheiten.
An diesem Tag unterhielt ich mich dann noch mit Iryna. Sie kommt aus der Ukraine. Die 19-Jährige lebt in Drohobytsch und studiert dort Pädagogik für Englisch und Deutsch.
Carmen – Was hat dich bewegt, zum Bauorden zu kommen?
Iryna – In meiner Stadt arbeite ich für eine soziale Organisation, die etwas für Bedürftige, Kinder und auch Soldaten macht. Im Internet erfuhr ich vom Bauorden, der sich bei sozialen Einrichtungen einbringt. So kann ich etwas Gutes tun und nebenher auch noch meine Deutschkenntnisse verbessern.
Carmen – In der Ukraine herrscht ja momentan Krieg, und wie könnt ihr da den Soldaten helfen?
Iryna – Mein Land kann sich nicht um alle Soldaten kümmern und da setzt unsere Hilfe an. Wir richten z. B. Essenspakete und schicken Kleidung.
Carmen – Das Thema Krieg finde ich sehr bedrückend, für mich wäre es schwierig, etwas für die Soldaten zu tun. Wie geht es dir dabei?
Iryna – Ich finde es richtig dass ich es mache, weil alle etwas tun!
Carmen – Wie lange arbeitest du schon in dieser Organisation?
Iryna – Seit einem halben Jahr. Wir treffen uns 1 x in der Woche um zu besprechen, was wir alles machen wollen. Z.B. planen wir auch Feste.
Carmen – Was möchtest du uns denn noch erzählen?
Iryna – Als ich nach Krautheim gekommen bin, dachte ich, was willst du hier in dieser kleinen Stadt. Aber jetzt gefällt es mir, weil ich finde, dass die Leute hier sehr freundlich sind. Obwohl hier in der Stadt wenig geboten wird, ist es toll, dass hier im Haus trotz dem alle eine Beschäftigung finden. Nach ein paar Tagen komme ich mir schon vor, als wäre ich mein ganzes Leben hier.
Nach diesen Interviews bin ich wieder um einige Informationen reicher. Es war für mich interessant, etwas über die Organisation zu erfahren. Ich freue mich jetzt noch auf die letzten gemeinsamen Tage und Erlebnisse mit der Gruppe.
Eure Carmen
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