06.04.2017 Standpunkte
Jeder von uns hat ja so seine Vorstellung von Land und Leuten aus anderen Bundesländern und kennt die üblichen Vorurteile. Da in unserem Wohnzentrum 80 Bewohner aus den unterschiedlichsten Bundesländern leben, ist das für uns Mitarbeiter der Öffentlichkeitsarbeit eine gute Gelegenheit einmal etwas mehr über Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu erfahren.
Andrea erzählt uns etwas über ihre Heimat. Andrea stammt aus Greene, einem Ort an der Leine in der Nähe von Hannover, aus dem zweitgrößten Bundesland Niedersachsen. Wir interessieren uns hauptsächlich für die Menschen, die ja, wie es heißt in Hannover reines Hochdeutsch reden.
Andrea, wenn man hier im süddeutschen Raum jemanden aus einer anderen Gegend trifft, dann sagt man: „Sie kommen aber auch nicht von hier“, und schon kann man einiges vom Gegenüber erfahren. Wie verhalten sich Niedersachsen Fremden gegenüber.
Andrea: Es heißt ja immer , dass die Niedersachsen sehr zurückhaltend sind. Das sehe ich aber anders, es kommt immer auf den Menschen an, wie kontaktfreudig er ist.
Im Hohenlohischen sagt man guten Morgen bis zum Mittagessen, danach heißt es guten Abend. Wenn jemand nachmittags um 14:00 Uhr noch guten Morgen sagt, fragt sein Gegenüber, „so ihr habt also noch nicht Mittag gegessen“. Gibt es in deiner Region ähnliche Eigenheiten?
Andrea: Bei uns sagt man „guten Morgen“ bis 11:00 Uhr, danach „guten Tag“ oder „Hallo“ und ab 18:00 Uhr „guten Abend“.
Vor einiger Zeit wurde aus Berlin berichtet, dass bei der Bestellung in Bäckereien oft über die Schwaben mit ihren „Weckle“ gelächelt wurde. Wie bestellt man in deiner Heimat die Brötchen.
Andrea: Bei uns bestellt man Brötchen mit „Brötchen“.
Der Donnerstag vor dem Rosenmontag hat regional viele Bezeichnungen wie Weiberfastnacht oder schmutziger Donnerstag. Wie heißt er bei euch und ist Fasching überhaupt ein Thema?
Andrea: Der Donnerstag heißt einfach Rosenmontag. Fasching feiern ist bei uns regional sehr unterschiedlich. Allerdings gibt es einige Hochburgen, z. B. gibt es in Braunschweig immer einen großen Faschingsumzug.
Fallen dir spontan Beispiele ein, in denen sich die Sprachunterschiede zwischen Niedersachsen und Baden Württemberg am deutlichsten zeigen.
Andrea: Das süddeutsche Wort „gell“ heißt bei uns „ne“. Mir kam es so vor, als würden die Leute hier in Krautheim viel schneller als bei uns in Niedersachsen sprechen. Den größten Unterschied sehe ich aber darin, dass in Niedersachsen geradeaus gesprochen wird, das heißt, man sagt ganz direkt was man meint und kommt nicht, wie es hier oft ist, erst auf Umwegen zum Punkt.
Jetzt die Glaubensfrage: Wein oder Bier, welches ist das landestypische Getränk?
Andrea: Das Nationalgetränk ist Bier. Ich komme z. B. aus der Gegend von Einbeck, wo eine 600 Jahre alte Brauerei steht. Früher hatten die Leute dort eigene kleine Hausbrauereien. Das kann man immer noch an den großen Torbögen der Häuser sehen, durch die früher die Braupfannen geschoben wurden. Es gibt natürlich noch viele andere Brauereien in Niedersachsen. Eine der bekanntesten ist die Brauerei Jever in Jever ganz im Norden, nahe Wilhelmshafen. Ein weiteres alkoholisches Nationalgetränk ist der Schnaps. Bei der „Lüttje Lage“ wird beides gleichzeitig getrunken, dafür braucht man allerdings ein bisschen Übung. Und jeder, der schon mal an der See Urlaub gemacht hat, kennt den Küstennebel, einen Sternanis Likör.
Und in Zeiten der Kochshows darf die Frage nach der regionalen Küche auf keinen Fall fehlen. Welches Gericht würdest du einem Besucher deiner Heimat als besonders typisch empfehlen. Und welches Gericht aus Baden Württemberg ist mittlerweile auch zu deinem Lieblingsgericht geworden.
Andrea: Bei uns zuhause wird der Grünkohl angebaut und gerne mit der sogenannten Bregenwurst gegessen, einer rohen oder leicht geräucherten speziellen Mettwurst. Auf Grund der geografischen Lage sind auch viele Fischgerichte angesagt. Als Beilage gibt es meistens Kartoffeln, die aus der Region kommen und die auch in andere Bundesländer transportiert werden. Hier in Baden Württemberg habe ich Geschmack an Grünkern gefunden. Grünkernsuppe oder auch Grünkernküchle mag ich besonders gern.
Wohin fahren die Niedersachsen in Urlaub.
Andrea: Da geh ich jetzt einfach mal von mir aus, ich bin sehr gerne an der Nordsee, auch auf den Inseln, aber auch in den anderen Bundesländern habe ich schon Urlaub gemacht. Allgemein fahren die Niedersachsen, die ja überwiegend in einer flachen Gegend wohnen auch gerne mal in die Berge.
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Andrea Jacob schrieb am 27.04.2017 - 10:15 Uhr
Hallo, heute mal eine kleine Anmerkung in eigener Sache: Es hat mir viel Freude gemacht, Euch und Ihnen meine Heimat in den schönsten Farben zu zeigen. Nun würde ich mich sehr freuen, wenn es darüber einen Gedankenaustausch geben könnte und ... vielleicht möchte jemand von Euch Bewohner ja auch einmal seinen Ort zeigen, in dem er ursprünglich gelebt hat.