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09.07.2018 Standpunkte

Vier Weiber on Tour – Tagebuch einer Reise - Teil II

Dienstag den 1. Mai - Tag 2
Um 7:30 Uhr rührte sich Leben in unserer Wohnung. Jutta ging als erste duschen. Ich räkelte mich derweil noch im Bett. Kaffeeduft drang in meine Nase. Ich liebe diesen Geruch. Während Annika mich duschte und für den Tag fertig machte, deckte Uschi schon mal unseren Frühstückstisch. Wir saßen gemütlich zusammen und ließen uns unser reichhaltiges Frühstück schmecken, mit Wurst, Käse, Butter, Marmelade, Müsli, Obst, Joghurt usw. Für jeden Geschmack war etwas dabei. Wir überlegten, wie wir unseren Tag verbringen wollten. Doch was war mit Jutta los? Sie redete kaum, essen wollte sie auch nichts. Das war untypisch. Naja - morgenmuffelig wäre auch möglich, aber es stellte sich heraus, dass was mit ihrem Katheter nicht stimmte. Uschi und Annika kümmerten sich drum, dann war alles wieder ok. Jutta braucht immer ein bisschen länger bis sie im Urlaubsmodus ist, deshalb erinnerten wir sie ab und zu mal dran, indem wir uns gegenseitig zuriefen, URLAUB!! Oh, oh, Heiko, Uschis armer Mann, alleine unter vier Weibern, die ausgelassen rumalberten. Er nahm’s mit Humor und schmunzelte vor sich hin. Wir beschlossen nach Friedrichhafen zu fahren, denn wir wollten endlich „de Bodesee“ sehen. Auf der Fahrt dorthin hatten wir manchmal einen weiten Blick übers Land und konnten in einiger Entfernung einen Blick auf „de Bodesee“ erhaschen. Ich rief dann von hinten im Bus, ich hab „de Bodesee“ gesehen ääätsch, Annika rief dann wo isch „de Bodesee“? Ich seh keinen „Bodesee“. So ging das eine ganze Weile hin und her. Mittlerweile waren wir in Friedrichhafen angekommen. Dank unseres Navis fanden wir bald einen super Parkplatz für unseren „etwas größeren Bus“ in der Nähe der Seepromenade. Endlich schnupperten wir Seeluft. Sonne und Wolken wechselten sich ab und der Wind war frisch. Wir schlenderten an einem kleinen Hafen mit verschieden Motorbooten und an den Fähranlegern vorbei zur Fährinfo, denn wir wollten mal nach Konstanz fahren. Und weiter ging unser Spaziergang immer an der Promenade entlang. Zwischendurch vernaschten wir Schokospieße auf einer Bank vorm Zeppelinmuseum. Der Bodensee hat ein besonderes Flair. Für mich fühlt es sich an wie Sonne, Meer und Wind im Süden Deutschlands. Wir standen oft an der Brüstung und schauten verträumt über den See. Ab und zu kreiste ein Zeppelin über uns, den ich „riesen Zigarre“ oder „riesen Zäpfle“ nannte. Langsam bekamen wir Appetit auf eine Kleinigkeit zu essen. Wir fanden ein nettes Café-Bistro direkt am See, wo jeder bestellen konnte, worauf er gerade Lust hatte.
Bevor wir spätnachmittags wieder zurück nach Deggenhausertal fuhren, verabschiedeten wir
uns von Heiko, denn er musste wieder zurück nach Hause.
Das Anschnallen der Rollis war für Uschi neu und deshalb ging es erstmal ein bisschen holperig. Aber sie hatte tatkräftige Unterstützung durch Annika.
Annika und ich mussten vor´m Abendessen unbedingt die Hollywoodschaukel, die hinter dem Haus stand ausprobieren. Danach bereiteten wir unsere leckere Karottenkokossuppe mit dem restlichen Hackfleisch zu. Ehe wir unsere Matratzen abhorchten saßen wir noch gemütlich zusammen und erzählten, lachten und alberten rum.

Mittwoch den 2. Mai 2018 – Tag 3
Jutta hatte Probleme mit ihrem Fuß. Uschi wollte abklären, ob alles in Ordnung ist? Also fuhren wir nach unserem allmorgendlichen Dusch- und Frühstücksritual ins Ravensburger Krankenhaus in die Ambulanz. Sie schickten uns weiter ins Ärztehaus, das in unmittelbarer Nähe der Ambulanz war. Annika und ich warteten im Freien auf die beiden. Jutta musste Blut abgeben, um zu schauen, ob sie ein Antibiotikum braucht. „Jetzt, wo wir schon mal in Ravensburg sind, könnten wir noch in die Altstadt gehen“, schlug ich vor. Wir drehten also ein paar Runden um die Altstadt, um einem geeigneten Park/Anlegeplatz für unser Riesen Bus/Schiff zu finden. Etwa 20 Min außerhalb der Innenstadt gab es einen Busparkplatz. Da die Zeit aber doch schon wieder ein wenig weit fortgeschritten war, entschlossen wir uns, doch nicht in die Altstadt zu gehen, sondern unterwegs im Edeka Zutaten für Sushi einzukaufen. Vorm Geschäft belagerten wir ganz frech drei Parkplätze, denn wir mussten unseren Bus quer parken, sonst wäre niemand mehr an ihm vorbei gekommen.
Ich selbst hatte noch nie Sushi gegessen und war sehr gespannt darauf, wie es schmeckt? Außer Sushi gab es noch mal Karottenkokossuppe, Brötchen/Brot, Tomatenmozzarella und Eisbergsalat. Ich war angenehm überrascht. Sushi schmeckt zwar ein bisschen gewöhnungs-bedürftig und durch die Nori-Algen Blätter etwas fischig. Aber ich fand´s sehr lecker. An diesem Abend ging Jutta ein bisschen früher ins Bett, weil sie k o war. (Zu viel frische Luft). Wir drei anderen saßen noch eine Weile bei einem Waldmeisterlikörchen zusammen. Ab und zu bekamen wir einen Lachflash und flüsterten, „pssst! Jutta schläft schon.“ Wenn eine Bombe eingeschlagen wäre, sie hätte es nicht gemerkt. So tief schlief sie.

Donnerstag den 3. Mai – Tag 4
Wir hatten uns vorgenommen spätestens um 11:00 Uhr nach Friedrichshafen zu fahren, damit wir um 12:00 Uhr den Katamaran nach Konstanz bekommen würden. Aber das Leben hat manchmal seinen eigenen Zeitplan, vor allem im Urlaub. Bei dem Gedanken an den Katamaran und an sooo viel Wasser unterm Kiel, wurde es Jutta mulmig zumute. Die Anschnall-Aktion der Rollis klappte inzwischen besser und schneller. Unsere beiden Mädels waren ein unschlagbares Team! Sie bewahrten Ruhe auch in kniffeligen Situationen. Schließlich fuhren wir um 11:30 Uhr los. (Das kommt davon, wenn man rumtrödelt und auch noch Ansichtskarten auf die Schnelle schreibt). Am Ortsausgang rief Uschi „unser Dorf heißt Unterhomberg! Und nicht Deggenhausertal!“ „Was? Das kann doch gar nicht sein, im Prospekt steht, Urlaubshof Scherer Deggenhausertal“, rief ich zurück.
Annika schlug sich auf meine Seite und wir alberten wieder rum. Wir sind in
Deggenhausertal nicht in Unterhomberg und die anderen hielten dagegen: „ Das stimmt schon! Wir gehören zur Gemeinde Deggenhausertal, aber unser Ort heißt Unterhomberg.“ „Nein! Deggenhausertal… „ - das ging so lang hin und her bis wir alle lachten. Da war auch wieder dieses Plakat :  „Hasenfest in Maiweiler“  - ähem Maifest in Hasenweiler! Um 12:30 Uhr erreichten wir den Anlegeplatz unseres Katamarans  „Ferdinand“, mit dem wir um 13:02 Uhr nach Konstanz schipperten. Wir hatten einen Spartarif erwischt. Die Überfahrt kostete pro Person 14,00 Euro. Jutta musste leider als einzige zahlen, weil sie keine Wertmarke hatte. Menschen mit Handicap, Behindertenausweis und Wertmarke fahren frei. Auch ihre Begleitpersonen. Jutta wurde einerseits immer ruhiger und andererseits auch hippeliger, bevor es losging. Schließlich konnten wir unseren Platz am Heck des Schiffes barrierefrei erreichen und hatten einen guten Blick auf den See. Es gab ein wenig Seegang, denn es war ziemlich windig. Während der Fahrt scherzten wir, schossen Bilder und plauderten angeregt miteinander. Als Rollifahrer fallen wir ja eh immer auf, aber wenn wir gute Laune versprühen, noch mehr. Wir teilten unseren Platz mit ganz unterschiedlichen Leuten, u. a. einigen Radlern. Einer von ihnen schaute immer wieder zu uns rüber. Die anderen sagten, er würde mich beobachten, aber ich fand das nicht. Als wir nach 45 Minuten Fahrt über den See in Konstanz ankamen und ausstiegen, stellte sich heraus, dass jener Mann ein Schweizer war. Er kam zu Uschi rüber und sagte ihr, dass er es toll fand, wie wir alle miteinander umgegangen sind und er wünschte uns noch einen schönen Tag. Dann war er auch schon mit allen anderen Reisenden wieder unterwegs. Wir sahen uns verblüfft an, denn sowas passiert nicht so oft. Auf dem Weg in die Stadt wurde auch Jutta wieder von einer Frau einfach so angesprochen und es entwickelte sich ein nettes kleines Gespräch. Wir schlenderten weiter in die schöne Altstadt von Konstanz und als wir an einem Schreibwarengeschäft vorbei kamen, war mir das gerade recht, denn ich brauchte noch eine Ansichtskarte. Es war ein kleiner, enger Laden. Ich fuhr – locker wie immer - drin rum und schaute mich um. Später wieder draußen, kam ein Mann hinter mir her, hielt den Daumen hoch und sagte anerkennend: „Toll haben Sie das gemacht. In dem engen Laden rum zu fahren, ohne was um zuwerfen, das hätte ich nicht geschafft“, lächelte er freundlich, dann ging auch er wieder seiner Wege. Heute war, so schien es uns, der Tag der offenen Lockerheit. Ich glaube, es liegt auch an dem Menschenschlag vom Bodensee. Sie sind lebensfroher als anderswo.  Zumindest kommt´s mir so vor. So langsam knurrten unsere Mägen mal wieder. Wir suchten uns ein schönes Plätzchen, wo wir bei Kuchen und Kaffee Leute beobachten konnten. Wir hatten noch genug Zeit, unser Katamaranrrranrrran fuhr erst in ein paar Stunden. Ups jetzt geht das schon wieder los ! Irgendeine von uns hatte sich verbabbelt bei dem Wort Katamaran. Uschi sprach es mit einem amerikanischen Unterton aus und eine andere sagte, Karambabam usw. Wir gingen noch auf Shoppingtour und wurden fündig. Jutta war unsere wandelnde Uhr und achtete sehr darauf, dass wir ja unser Schiff nicht verpassten!!
Um 19:00 Uhr fuhren wir bei einer steifen Brise mit dem letzten Katamaranrrranrrran wieder zurück nach Friedrichshafen. Endlich hatten wir wieder festen Boden unter den Füßen/Rädern! „Und was fangen wir nun mit dem angebrochenen Abend an?“
Wieder meldete sich Hunger in unseren Mägen. Also gingen wir auf Suche nach einem geeigneten Lokal. Auf der Promenade gab es einige, nur ein Manko hatten die meisten: eine bis zwei Stufen und außerdem war es zum Draußen sitzen doch schon zu kühl geworden. Wir beschlossen in die Parallelstraße zur Promenade zu gehen. Dort entdeckten wir einen Thailänder. Für Jutta und mich war das was ganz Neues. Wir genossen das leckere Essen. Mit einem wohligen Gefühl im Bauch schlenderten wir noch mal die Promenade hinunter in Richtung Bus, den wir inzwischen liebevoll „Ferdinand“ oder „Friedolin“ nannten. Mittlerweile war es fast dunkel geworden und man konnte gerade noch so ein bisschen den See erkennen. Wir schauten auf die spiegelgatte Fläche, denn der Wind hatte sich gelegt. See nahm allmählich die Farbe der Nacht an und wir lauschten in die Stille. Wie friedlich kann die Welt sein! Der Tag ging schlafen, es waren kaum noch Menschen unterwegs. Sogar Entenpärchen suchten sich ein Plätzchen, wo sie zu Ruhe kommen konnten. Auf der Höhe der Fährinfo sprach uns ein Inder auf Englisch an. Uschi kramte ihr Englisch aus der hintersten Schublade. Mit Händen und Füßen bekamen wir heraus, dass er sein Schiff verpasst hatte und wissen wollte, ob noch eins fährt? Jutta fragte auch noch Leute, die vorbei kamen. Leider war es schon zu spät. Die nächste Fähre legte erst wieder früh morgens ab. Jetzt wusste er nicht wo er übernachten sollte? Uschi schaute in ihrem Handy nach Hotels und wurde fündig. Es gab eins gleich in der Nähe. Er bedankte sich und ging seiner Wege. Zu Hause angekommen fielen wir müde, aber zufrieden ins Bett und schliefen wie die Murmeltiere.

Vier Weiber on Tour…- Tagebuch einer Reise-Teil - I

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1 Kommentare

Andrea Jacob schrieb am 24.07.2018 - 11:12 Uhr

Wunderbar geschrieben - ich bin schon sehr gespannt, wie es mit eurer Reise und euren Abenteuern weitergeht!


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