08.04.2020 EKWZ

Corona-Piñata

„Es ist ernst, […]“, das sagte unsere Kanzlerin unlängst in ihrer ersten außerordentlichen Ansprache an die Bevölkerung. Und sie hat damit vollkommen Recht. Alle Menschen in Deutschland merken, dass sich in den letzten Tagen etwas verändert hat. Jeder kämpft mit den Einschränkungen, der Unsicherheit, und mancher auch mit der Angst, die uns die grassierende Pandemie momentan beschert.

Auch, oder vielleicht gerade besonders, bei uns im Haus spürt man die Anspannung deutlich. Es kostet alle, Bewohner wie Personal, viel Geduld, Nerven und Kraft, sich mit der Situation zu arrangieren. Keine Besuche von und bei Familie und Freunden, keine großen Gruppenaktivitäten und keine Shoppingtouren oder gemütliche Nachmittage in der Stadt auf einen Kaffee und ein Stück Kuchen. All die Dinge, mit denen man sich normalerweise ablenken würde, sind derzeit nicht möglich.

Das nagt an einem, macht sogar richtig wütend.

Aber wohin mit all dem Frust und der Wut? Diese Gefühle an den Anderen auslassen wäre ja auch nicht fair. Schließlich kann niemand etwas für diese Situation und wir stecken da ja auch alle gemeinsam drin, ob wir nun wollen oder nicht. Und der einzige Verantwortliche für diesen Schlamassel ist viel zu klein um ihn überhaupt sehen zu können und Ohren um sich die Standpauke anzuhören hat das dumme Virus leider auch nicht…

Als die Stimmung in der ergo, unsererTagesstrukturierung, letzte Woche einen Tiefpunkt erreichte, war den Mitarbeitern klar: Es braucht ein Ventil, dringend!

Da Corona nun mal (Gott sei Dank) nicht zur Verfügung steht, musste ein Gartenstuhl aus dem Hof herhalten. Jeder der Lust hatte, durfte ihm mal ordentlich die Meinung geigen, anbrüllen und, wenn es sein musste, mit Anlauf über den Haufen fahren.

Und das tat, verdammt nochmal, wirklich gut!

Jetzt ist es nur leider so, dass wir den Stuhl noch brauchen und so wirklich verdient hat er diese Aggression ja auch nicht.

Aber weil Ostern vor der Tür steht und wir sowieso gerade die Dekoration für die Feiertage bastelten, investierten eine Bewohnerin und eine Mitarbeiterin der ergo einfach etwas Pappmaché, Trinkhalme aus Maisstärke und Süßigkeiten in eine Corona-Piñata.

Und die konnte sich auf eine ordentliche Abreibung gefasst machen. Schokolade als Seelentröster ist ja noch erlaubt ;-)

Auf den Bildern seht ihr, wieviel Spaß das zuckersüße “Anti-Aggressionstraining” gemacht hat. Aber erst einmal hieß es: Auf sie mit Gebrüll! Die Piñata erwies sich als sehr hartnäckig, es brauchte sehr viele Schläge, um sie zu bezwingen. Als sie dann endlich auf dem Boden lag und immer noch nicht geöffnet war, schlugen wir mit dem Besen auf sie ein. Als das auchnicht half, nahmen wir sie in die Hand und warfen sie mit voller Wucht auf den Boden. Dann endlich ergab sie sich und Süßigkeiten und ganz viel Glitzer kamen zum Vorschein.

Allen Beteiligten bereitete dieses “Anti-Aggressionstrainings” sehr viel Spaß, sodass wir nochmal so eine Aktion planen, aber dann mit einer noch größeren Piñata.

Die Lage ist ernst, wir nehmen sie ernst, sehr ernst, aber gerade deshalb auch mit einer Prise Humor. Denn damit geht vieles leichter.

PS.: Eine Piñata kommt ursprünglich aus Mexiko. Früher hat manTontöpfe mit Krepp-Papier umwickelt und für Kindergeburtstage mit Süßigkeiten gefüllt. Heutzutage werden bunte Figuren aus Pappmaché angefertigt. Mit verbundenen Augen wird abwechselnd auf die Figur eingeschlagen, bis die versteckten Süßigkeiten herausfallen.

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Corona-Piñata

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