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Beitrag vom 13.12.2012: Knecht Ruprecht beschenkt Tiere – Hanna Zschocher Teil 2

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Knecht Ruprecht: Ich muss doch mal sehen, was da der kleine Engel noch hineingesteckt hat.

Erzähler: Dachte Knecht Ruprecht und guckte nach.

Knecht Ruprecht: Nüsse und Äpfel? Für wen sollen denn die sein? Soll ich alter Mann vielleicht noch in die Mauselöcher kriechen und die Mäusekinder beschenken? Nein, ich werde hier alles aufbauen, und wer kommen will, der kommt.

Erzähler: Gesagt, getan! Vor einem Tannenbäumchen, das kerzengerade gewachsen war, schüttete Ruprecht die Äpfel und Nüsse in den Schnee. Dann nahm er ein paar Fäden goldenes Engelshaar, die an seinem Pelz hängengeblieben waren, und legte sie über die Zweige, die schon dicht mit glitzerndem Schnee bestäubt waren. Zuletzt holte er aus seiner Manteltasche ein Licht heraus, das übriggeblieben war. Er steckte es oben auf die Spitze des Bäumchens und zündete es an.

Knecht Ruprecht: Nun werden wohl die Tiere merken, war hier los ist

Erzähler: Brummte er. Er war aber doch ein bisschen neugierig und versteckte sich deshalb hinter einer dicken Tanne. Es dauerte nicht lange.

Eichhörnchen: Knick, knack!

Erzähler: Ein Eichhörnchen kam aus der Höhe von Ast zu Ast heruntergesprungen. Es blinzelte erst ein bisschen scheu in das Licht, dann stürzte es sich auf die Nüsse und

Eichhörnchen: Krach, krach!

Erzähler: Fing es an zu schmausen. Bald lag ein ganzer Haufen Schalen vor dem Eichhörnchen. Als es satt war, schleppte es schnell eine große Nuss hinauf in sein Nest. Jetzt scharrte etwas zu Knecht Ruprechts Füßen. Als er hinschaute, sah er zwischen den Wurzeln der Tanne eine kleine Tür. Sie wurde eben gerade aufgestoßen. Heraus spazierte eine ganze Mäusefamilie: Vater, Mutter und sechs Kinder. Jeder ergriff rasch eine Nuss und verschwand damit in der Mäuseburg. Von der anderen Seite her, wo an den Wald das Feld grenzte, kam plötzlich mit langen Sätzen ein Hase herbeigesprungen. Als der die rotbackigen Äpfel sah, hob er schnuppernd die Nase. Seit langer Zeit hatte es kein grünes Hälmchen gegeben. Die Kohlköpfe und die junge Saat, alles war verschneit. Nur trockene Baumrinde hatte er zum Knabbern. Oh, was waren die Äpfel für ein leckeres Weihnachtsmahl!

Bald bekam der Hase Gesellschaft. Zwei wilde Kaninchen, die in der Nähe ihre Wohnung hatten, kamen ebenfalls angehoppelt. Auch sie machten sich über die Äpfel her. Das Eichhörnchen und die Mäusefamilie holten sich noch einmal von der süßen Kost.

Zuletzt kam ein ganz seltsamer Weihnachtsgast!

Er war rund wie eine Kugel und über und über mit Stacheln besetzt. Ein Igel war´s, der in einer kleinen Höhle unter dem Busch nebenan seine Wohnung hat. Er hatte fest geschlafen, denn Igel schlafen den ganzen Winter hindurch. Das Laufen und Rascheln vor seiner Wohnung aber hatte ihn aufgeweckt.

Igel: Was ist denn das für ein Lärm. Sollte ich etwa die Zeit verschlafen haben, sollte schon Frühling sein?

Erzähler: sagte er. Hastig kam er hervor. Da sah er die Bescherung. Oben das Licht auf der Tanne, unten die Hasen und die Kaninchen, die um die roten Äpfel herumsaßen und es sich schmecken ließen. Da verspürte er mächtigen Hunger, denn Äpfel essen die Igel für ihr Leben gern. Eilig lief er mitten in die Gesellschaft hinein, wälzte sich und spießte mit seinen Stacheln einen großen Apfel auf. Den wollte er in seine Wohnung tragen und dort in Ruhe verzehren.

Kaninchen: Was fällt denn dir ein? Nein das sind unsere Äpfel.

Erzähler: Rief eines der Kaninchen und griff nach dem Apfel. Es riss ihn vom Igelpelz herunter, ließ ihn aber gleich fallen und schrie

Kaninchen: Au, au

Erzähler: Denn es hatte sich die Pfötchen blutig geritzt. Seine Gefährten kamen herbei und besahen die Wunde. Unser Igel aber, nicht faul, nutzte die Gelegenheit, wälzte sich wieder im Schnee, spießte die drei letzten Äpfel auf und verschwand.

Als das Knecht Ruprecht hinter dem Baum sah, musste er laut lachen. Da sausten die Kaninchen und der Hase nach allen Richtungen davon. Das Eichhörnchen sprang am Baum hoch. Der Mäusevater, der hervorgeäugt hatte, ob noch eine Nuss daliege, schlug entsetzt seine Haustür zu. Nun war ringsum alles still und leer. Nur das Licht brannte noch. Knecht Ruprecht trat hinzu und drückte es mit den Fingern aus. Dann winkte er den Mondstrahl herbei und fuhr auf der silbernen Brücke wieder hinauf in den Himmel.