Navigation

Beitrag vom 09.04.2013: Der Fuchs und der Krebs von Ludwig Bechstein

🎤
Beitrag herunterladen (638 Downloads bisher)
Erzähler: Ein Krebs kroch aus seinem Bache hervor auf das grüne Gras einer Wiese. Da kam ein Fuchs daher, sah den Krebs langsam kriechen und sprach spöttisch zu ihm

Fuchs: Herr Krebs, wie geht Ihr doch so gemächlich? Wer nahm Euch Eure Schnelligkeit? Oder wann gedenkt Ihr über die Wiese zu kommen? Aus Euerm Gange merke ich wohl, dass Ihr besser hinterrücks als vorwärts gehen könnt.

Erzähler: Der Krebs war nicht dumm, er antwortete alsbald dem Fuchs

Krebs: Herr Fuchs, Ihr kennt meine Natur nicht. Ich bin edel und wert, ich bin schneller und leichter und laufe rascher als Ihr und Eure Art, und wer mir das nicht gönnt, den möge der Teufel riffeln. Herr Fuchs, wollt Ihr mit mir eine Wette laufen? Ich setze gleich ein Pfund zum Pfande

Fuchs: Nichts wäre mir lieber

Erzähler: sprach der Fuchs

Fuchs: Wollt Ihr von Bern nach Basel laufen oder von Bremen nach Brabant

Krebs: Oh nein

Erzähler: sprach der Krebs

Krebs: das Ziel wäre zu fern! Ich dächte, wir liefen eine halbe oder eine ganze Meile miteinander, das wird uns beiden nicht zu viel sein!

Fuchs: Eine Meile, eine Meile!"

Erzähler: schrie der Fuchs eifrig. Und der Krebs begann wieder

Krebs: Ich gebe Euch auch eine hübsche Vorgabe, ohne dass Ihr die annehmt, mag ich gar nicht laufen

Fuchs: Und wie soll die Vorgabe sein?"

Erzähler: fragte der Fuchs. Der Krebs antwortete:

Krebs: Gerade eine Fuchslänge soll sie beschaffen sein. Ihr tretet vor mich, und ich trete hinter Euch. dass Eure Hinterfüße an meinen Kopf stoßen, und wenn ich sage: Nun wohl hin! - so heben wir an zu laufen.

Erzähler: Dem Fuchs gefiel die Rede wohl; er sagte

Fuchs: Ich gehorche Euch in allen Stücken.

Erzähler: Und da kehrte er dem Krebs sein Hinterteil zu, mit dem großen und starken haarigen Schwanze, in den schlug der Krebs seine Scheren, ohne dass der Fuchs es merkte, und rief

Fuchs: Nun wohl hin

Erzähler: Und da lief der Fuchs, wie er in seinem Leben noch nicht gelaufen war, dass ihm die Füße schmerzten, und als das Ziel erreicht war, so drehte er sich geschwind herum und schrie

Fuchs: Wo ist nun der dumme Krebs? Wo seid Ihr? Ihr säumt gar zu lange!

Erzähler: Der Krebs aber, der dem Ziele jetzt näher stand als der Fuchs, rief hinter ihm

Krebs: Herr Fuchs! Was will diese Rede sagen? Warum seid Ihr so langsam? Ich stehe schon eine hübsche Weile hier und warte auf Euch! Warum kommt Ihr so saumselig?

Erzähler: Der Fuchs erschrak ordentlich und sprach

Fuchs: Euch muss der Teufel aus der Hölle hergebracht haben

Erzähler: zahlte seine Wette, zog den Schwanz ein und strich von dannen.