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Beitrag vom 18.10.2019: Im Blickwinkel der radioEdi Mitglieder_Sucht

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Jutta: Ende 2018 entstand die Idee zu unserer Themenreihe „Im Blickwinkel der radioEdi Mitglieder“. Bei uns ist heute Anna, als Gast in unserer RadioEdi Redaktionssitzung. Sie hat sich bereit erklärt, mit uns im Rahmen dieser Themenreihe über das Thema Sucht zu sprechen. Das finden wir ganz besonders mutig von ihr, denn sie sagt über sich selbst, dass sie süchtig ist.
Uwe: Anna wie kommst du denn darauf, dich selber als süchtig zu bezeichnen.
Anna: Ich selber habe an mir festgestellt, dass ich PC süchtig bin, bzw. spielsüchtig. Ich sitze sehr gern und viel am PC, oft von mittags bis abends.
Jutta: Aber das hört sich eigentlich gar nicht so dramatisch an. Woran hast du gemerkt, dass du eine Grenze erreicht hast, dass etwas schief läuft?
Anna: Ich merke oft an mir, dass ich schlecht gelaunt bin und dass ich mich verkrieche, ich gehe gar nicht mehr oft raus.
Jutta: Das was du da beschreibst sind Auswirkungen die andere Suchtkranke sicher auch so oder ähnlich beschreiben könnten. Außer PC süchtig zu sein gibt es ja sehr viele verschiedene Arten von Sucht.
Uwe: Ja natürlich, auch Rauchen, Einkaufen, Trinken, Süßigkeiten, Handy, Tabletten oder Fernsehen können zur Sucht werden.
Hartmut: Aber es würde doch niemand auf die Idee kommen, in Ländern, wo es ganz normal ist, dass der Fernseher den ganzen Tag läuft, das als Sucht zu bezeichnen.
Georg: Genau wie in Bayern, wo es eher normal ist, dass man auch schon vormittags Bier trinkt, da würde auch keiner sagen, dass die alle alkoholsüchtig sind.
Hartmut: Wenn man das alles bedenkt, sieht man, dass es extrem schwierig ist, Sucht zu definieren. Versuchen wir es einfach mal mit eigenen Worten.
Uwe: Beim Alkohol fängt die Sucht z. B. dann an, wenn man immer härtere Sachen will und man es unbedingt regelmäßig braucht.
Hartmut: Sucht ist beim Sport, wenn man Doping braucht um immer mehr Leistung zu bringen.
Reinhold: Man kann psychisch und physisch eine Sucht haben. Wenn man das Suchtmittel nicht bekommt, zeigen sich Entzugserscheinungen, man kann zittrig werden, oder nervös und unruhig. Sucht ist eine schleichende Abhängigkeit.
Jutta: Wenn man versucht in der Öffentlichkeit das Verhalten zu vermeiden, könnte das ein Hinweis sein, dass es sich um Sucht handeln könnte.  Die Sucht zeigt sich auch darin, wenn sich alles nur noch um das Suchtmittel dreht.
Georg: Das Thema Sucht scheint ein sehr großes Feld zu sein. Fest steht, dass die Sucht der Person selber schadet, aber auch dem Umfeld, wie der Familie, Freunden und den Angehörigen.
Uwe: Eine interessante Frage ist deshalb, warum wird man überhaupt süchtig.
Hartmut: Beweggründe könnten z.B. ein Schicksalsschlag sein, wenn man nicht mehr in der Lage ist, seinen Alltag zu organisieren, oder Einsamkeit, vielleicht auch Langeweile. Das Suchtmittel dient dann am Anfang dazu, positive sinnliche Erfahrungen zu machen. Später entsteht daraus ein Teufelskreis, aus dem man sich nur noch schwer befreien kann.
Dann gibt es natürlich auch noch die Mitläufer, die sich durch den Freundeskreis verleiten lassen um dazu zu gehören.
Georg: Zum Schluss unseres Gesprächs hatten wir noch die Fragen, wie geht man selber mit der Sucht um, und wie verhält man sich als Außenstehender?
Hartmut: Mancher versteckt seine Sucht, vielleicht weil er sich schämt oder er sieht sein Verhalten gar nicht als ein Problem.
Johanna: Für Außenstehende ist Sucht ein sehr schwieriges Thema. Es stellt sich die Frage, ob man eine Person auf ihre Sucht ansprechen soll. Man weiß ja nicht, ob das Gegenüber das überhaupt möchte. Auf der einen Seite sollte man es eher als Privatsache ansehen, auf der anderen Seite wäre das Ansprechen vielleicht auch eine Hilfe. Vermutlich kommt es sehr stark darauf an, in welchem Verhältnis man zu der Person steht.
Jutta: Anna dich können wir ja ganz direkt fragen. Was könnten wir tun, um dir ganz konkret zu helfen.
Anna: Es kommt vor allem darauf an, wer mich anspricht. Wenn ich spüre, dass mein Gesprächspartner/in es gut mit mir meint und mir keinen Vorwurf machen will, dann könnte ich die Kritik annehmen. Ich würde mich freuen, wenn jemand mit mir z. B. in´s Kino gehen würde, oder mir ein interessantes Buch vorschlägt. Es wäre auch schön, sich mal wieder mit Freunden zu treffen. Einfach den inneren Schweinehund überwinden.