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Beitrag vom 15.10.2010: Die Fabel "Das Leben" - vertont mit Musik von Helmut Eisel und Amos Ruwwe

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Sprecher: Es war an einem schönen Sommertag im August. Still war es im Wald. Die Vögel steckten ihre Köpfe unter das Gefieder. Alles ruhte. Da steckte der Buchfink plötzlich sein Köpfchen hervor und fragte in die Stille hinein:





Buchfink: Was ist eigentlich das Leben?





Sprecher: Die Rose entfaltete gerade ihre Knospen und schob behutsam ein Blatt ums andere heraus. Sie sprach:



Rose: Das Leben ist Entwicklung



Sprecher: Weniger tief veranlagt war der Schmetterling. Lustig flog er von einer Blume zur anderen, naschte mal hier und mal dort und sagte:



Schmetterling: Das Leben ist voller Freude und Sonnenschein



Sprecher: Unten am Boden schleppte sich eine Ameise mit einem Strohhalm ab. Sie stöhnte:



Ameise: Das Leben ist nichts als Mühe und Arbeit.



Sprecher: Geschäftig kam die Biene von einer Blume zurück und meinte:



Biene: Das Leben ist ein Wechsel von Arbeit und Vergnügen



Sprecher: Da steckte der Maulwurf seinen Kopf aus der Erde und sagte:



Maulwurf: Das Leben ist ein Kampf im Dunkeln



Sprecher: Es wäre fast zum Streit gekommen, wenn nicht ein feiner Regen eingesetzt hätte, der sagte:



Regen: Das Leben besteht aus Tränen, nichts als Tränen



Sprecher: Dann zog er weiter zum Meer. Dort brandeten die Wogen an die Felsen und stöhnten:



Wogen: Das Leben ist ein vergebliches Ringen nach Freiheit



Sprecher: Hoch über ihnen zog majestätisch ein Adler seine Kreise, der frohlockte:



Adler: Das Leben? Das Leben ist ein Streben nach oben.



Sprecher: Langsam kam die Nacht. Mit lautlosem Flug glitt der Uhu durch das Geäst des Waldes und krächzte:



Uhu: Das Leben heißt, die Gelegenheit nutzen, wenn andere schlafen.



Sprecher: Schließlich war es still im Wald. Auf einmal stand die Morgenröte in ihrer vollen Pracht am Himmel und sprach:



Morgenröte: Wie ich, die Morgenröte, der Beginn des neuen Tages bin, so ist das Leben der Anbruch der Ewigkeit